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Rezensionen

Leibnitz
 

begine


Dramatische Familie


Der österreichische Autor Andreas Kiendl bringt uns in die kleinen Stadt Leibmitz.

Claudia und Christian Grebien leben mit ihren Kindern im Haus von Christians Eltern, das ist meist eine schlechte Entscheidung. Etwas Abstand ist auf jeden Fall besser.
Die Familie ist ziemlich schwierig. Ich möchte in ihr nicht leben. Christian ist Alkoholiker und gibt allen anderen Schuld an seiner Misere. Den Typ mag ich gar nicht.
Mit Claudia stehe ich auch etwas auf dem Kriegsfuß, ihre Entscheidungen sind nicht hilfreich.
Der Autor beschreibt die Stimmung der Familie sehr genau und spannend. Das Ende war in irgendeiner Art immer wieder akut. Der Roman ist etwas pessimistisch, aber guter Schreibstil..







Barbara Kumpitsch


Leibnitz

Der Autor ist ein bekannter und beliebter Schauspieler und der Roman spielt in der Südsteiermark, wo mein Vater aufgewachsen ist. Das klingt doch vielversprechend, oder? Doch man muss den Autor nicht kennen und man muss die Gegend nicht mögen, um mit diesem Roman glücklich zu werden. Kiendl kann wirklich gut schreiben, mal aus der Perspektive Christians, dann erfahren wir wieder mehr über seine Frau Claudia, die von den Schwiegereltern abhängig ist, aufgrund der Kinder geht sie nicht arbeiten und ihre Mutter wandert nach Kanada aus. Die Ehe muss so einiges aushalten, noch dazu ist Leibnitz ein Dorf und Alkohol gehört einfach dazu. Andreas Kiendl hat in seinem Roman-Debüt tief in familiären Abgründen gegraben, und er zeigt uns auf, dass Familienglück trotz aller Bemühungen nicht immer von Dauer ist!

Bellis-Perennis


Ein LIchtblick in Österreichs Romanlandschaft

Andreas Kiendl, in Österreich eher als Schauspieler, denn als Autor bekannt, hat mit „Leibnitz“ einen Roman geschrieben, der sich so oder so ähnlich überall abspielen könnte:
Das Ehepaar Claudia und Christian Grebien leben gemeinsam mit ihren beiden Kindern im Haus von Christians Eltern. Alt und jung unter einem Dach, ist nicht immer ein Vergnügen. Doch auch das Ehepaar hat außer dem gemeinsamen Singen im Kirchenchor und die Kinder wenig Berührungspunkte. Man lebt eher neben- als miteinander. Christian pendelt wie viele Männer dieser Gegend zum Arbeiten aus. Und genauso ertränkt er die Unzufriedenheit mit sich und der Welt im Alkohol.
Als er betrunken einen schweren Autounfall verursacht, der ihn als Invaliden zurücklässt, gerät seine ohnehin instabile Welt weiter in Schieflage.
Meine Meinung:
Andreas Kiendl fängt in seinem Roman die Stimmung einer Kleinstadt ein, deren Bewohner durchaus zurückhaltend und manchmal depressiv ist. Dazu passt das eher trostlose Cover perfekt.
Der übermäßige Alkoholgenuss, um seine Sorgen zu ertränken, zieht seine Spur durch den Roman, genauso wie die Sprachlosigkeit, die zwischen den Eheleuten herrscht. Manchmal habe ich mich gewundert, warum Claudia ihren Ehemann nicht rechtzeitig verlassen hat, denn ein harmonisches Zusammenleben sieht anders aus. Dass sie nach dem Autounfall bei ihm bleiben „muss“, um dem Gerede der Leute entgegenzutreten, ist eine schwierige Entscheidung. Wo sollte sie auch hin? Ohne wirkliche Ausbildung? Ohne Rückhalt? Ihre Mutter lebt ihren eigenen Traum in Amerika und die Schwiegereltern, nun ja.
Der Autor beschreibt diese stellenweise recht triste Situation mit einfühlsamen Worten. Der Spagat zwischen „Schein“ und „Sein“ wird von fast allen Mitwirkenden virtuos beherrscht. Sei es der Chorleiter, der seine Frau doch nicht wegen Claudia verlässt, oder die Freundin, die Claudia einen Job verschafft.
Viele der Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen. Der Spiegel, den uns der Autor vor die Nase hält, lässt manchen Leser vielleicht erschrecken. Jede Figur des Romans hat sympathische und (häufiger noch) unsympathische Züge. Dadurch wirkt der Roman lebensecht.

Fazit:

Der Roman besticht durch korrekte Grammatik und wohl gesetzte Worte. Ein Lichtblick in Österreichs Romanlandschaft, auch wenn der manchmal ein pessimistischer Unterton mitschwingt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.