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Rezensionen

Ich an meiner Seite
 

begine


Ein neuer Start


In Birgit Birnbachers Roman Ich an meiner Seite geht es um die Wiedereingliederung eines aus dem Gefängnis entlassenen jungen Mannes.
Es ist ein Außenseiterrollen mit den Augen des Protagonisten Arthur gesehen. Er ist 22 Jahre alt und war im Gefängnis. Die Erzählung von der Zeit war brutal.
Dann kommt er in ein Programm zur Eingliederung. Allerdings kam mir Arthur oft etwas naiv vor.
Die Geschichte geht von 2007 und 2011 hin und her. Man muss sich konzentrieren, um den Überblick zu halten.
Arthur kommt aus prekären Verhältnissen.
Die Autorin erzählt diese vielschichtige Geschichte mit klarer Stimme.

Die Nebenfiguren sind manchmal ziemlich verschroben. Es ist ein ganz interessanter Roman.

Manfred Fürst


Nach einem Jahr warten auf Arthur die drei Märkte: Arbeits-, Partner- und Wohnungsmarkt.

Arthur kommt nach 26 Monaten frei. So ein Kaffeeautomat kann eine Herausforderung sein, da muss man nicht vorher im Häfen/Knast gewesen sein.

Sein Therapeut, Dr. Konstatin Vogl, genannt „Börd“ braucht dringend selbst einen Therapeuten, um nicht zu sagen, dass er einen Vogel hat (aber das ist jetzt wirklich zu plump).

„Nicht, wer wir sein wollen, ist entscheidend, sondern wen wir darstellen können. Niemand interessiert, wer wir sind. Entscheidend ist, wer wir vorgeben können zu sein“, (S. 20).

Nach einem Jahr warten auf Arthur die drei Märkte: Arbeits-, Partner- und Wohnungsmarkt.

Diesen Roman kann man nicht uneingeschränkt zur Belletristik zählen, denn wahrlich schön ist es nicht was man liest, was den Inhalt betrifft: Haft: Wie kommt Arthur dahin und warum, was geschieht mit ihm in der Haft? Resozialisierung: Wie förderlich ist sein Umfeld? Bewährungshilfe: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“, oder „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner.“

Was aber den Schreibstil betrifft, eine höchst bemerkenswerte Qualität. Nichts für zwischendurch, sondern in seiner Unaufdringlichkeit fesselnder Roman, der am Ende den Leser nach Luft ringen lässt. Schaut man sich das Autorenfoto von Birgit Birnbacher auf der inneren Umschlagseite an, könnte man dieses so interpretieren: „Zu lachen gibt es in meinem Roman nichts.“

rewareni


Ein neues Leben beginnt

Nach 26 Monaten im Gefängnis, steht der junge Arthur ohne Geld, Wohnung und Arbeit da. Einzig die Therapiesitzungen mit dem kauzigen Therapeuten Börd sollen ihm helfen zurück ins richtige Leben zu finden. Doch es ist für Arthur nicht leicht die zweite Chance in seinem Leben zu nützen, wenn man keine richtigen Papiere hat und kaum jemand einen Haftentlassenen eine Anstellung geben will. Die ehemalige Schauspielerin Grazetta, die er in einem Hospiz in Andalusien kennen gelernt hat und die ihm auch nach der Haftentlassung, im Gegensatz zu seiner Mutter zur Seite steht, helfen ihm auf seinem neuen Weg. Mit oft unkonventionellen Methoden versucht Börd Arthur auf die Sprünge zu helfen und auch sich selbst besser kennen zu lernen. Es ist ein harter Weg, wo Arthur viele Rückschritte erleben muss, wo er aber schlussendlich erkennt, dass nur er selbst sich helfen kann.
Der Roman ,, Ich an meiner Seite“ beschreibt in einer teils poetischen und dann wieder in ernüchternden Sprache das Leben des jungen Arthur nach seiner Haftentlassung. Die Autorin Birgit Birnbacher nimmt dabei den Leser auf eine Zeitreise aus dem Leben des Protagonisten mit, wo man immer wieder zwischen der Zeit- und Erzählebene hin und her wechselt.. Der Roman besticht durch seine ruhige Art, wo man sich zwar einlesen muss weil man das Gefühl hat, die Geschichte zieht sich einfach dahin, aber mit der Zeit merkt man, wie viel an tiefsinnigen und schönen Gedanken man darin findet. Da es eine reale Vorlage für die Hauptfigur dieses Romans gibt, kann man sich als Leser noch besser in Arthur hineinversetzen. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut dargestellt. Wie z.B Börd, der Therapeut von Arthur, der versucht in einer Studie zu beweisen, dass man einen ehemaligen Straftäter wieder in die Gesellschaft eingliedern kann. Dass es dabei viele Rückschläge gibt, wo Arthur selbst oft nicht weiß, wer er wirklich ist und wer er nun sein möchte, wird gut beschrieben. In Rückblenden erfährt der Leser von Arthurs schwieriger Kindheit, von einem Familienleben, das nicht immer leicht war und von einer Schuld, die ihn bis heute noch begleitet. Die Geschichte wird mit einer Mischung zwischen Tragik und Komik erzählt, wo man als Leser immer wieder schmunzeln muss, selbst wenn die Situation an sich eher traurig ist. Manche Ereignisse werden von der Autorin nicht aufgelöst und man hat das Gefühl, dass noch etwas kommen sollte. Also bleibt jedem seine eigene Interpretation der Geschichte, wo man selbst entscheiden kann, wie sie weitergehen könnte.

Ulrike Weinhäupl


Ich an meiner Seite

Der Roman der Bachmann-Preisträgerin von 2019: Humorvoll und empathisch erzählt Birgit Birnbacher vom jungen Arthur, der nach seiner Zeit im Gefängnis nur schwer eine neue Chance bekommt.

Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Endlich wieder in Freiheit stellt er fest, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Ohne die passenden Papiere und Zeugnisse lässt man ihn nicht zurück ins richtige Leben. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er deshalb einen ausgefuchsten Plan...

Barbara Kumpitsch


Ich an meiner Seite

Nach über zwei Jahren im Gefängnis wird Arthur in ein Resozialisierungsprogramm aufgenommen, das mit unkonventionellen Mitteln arbeitet. Schon der Therapeut Börd mit seinem bodenständigen Humor, seine ehemalige Studentin und nun Assistentin Betty stehen nicht wirklich mit beiden Beinen im Leben. Aber wie geht das, wieder einen Job zu finden, wenn man noch nie gearbeitet hat, eine Wohnung zu bekommen, wenn man erst vor kurzem von Zuhause weg ist, oder ganz normal in ein Cafe zu gehen und etwas zu bestellen. Während Arthur immer mehr Börd in Tonbandaufnahmen von seiner Vergangenheit erzählt, die ihn ins Gefängnis gebracht hat, findet er zwar nicht heraus, wer er gerne sein würde, sondern wer er wirklich ist. Die Bachmannpreisträgerin (2019) Birgit Birnbacher erzählt mit viel Gefühl und Humor von einem "nützlichen" Leben, sprachlich besticht sie mit ihrer Ehrlichkeit und Direktheit! Was für ein Geschenk für die österreichische Literaturszene!