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Rezensionen

Das Kind in mir will achtsam morden
 

Claudia Reinländer


kindlich oder kindisch

Klappentext:

Björn Diemel hat die Prinzipien der Achtsamkeit erlernt, und mit ihrer Hilfe sein Leben verbessert. Er hat den stressigen Job gekündigt und sich selbstständig gemacht. Er verbringt mehr Zeit mit seiner Tochter und streitet sich in der Regel liebevoller mit seiner Frau. Ach ja, und nebenbei führt er noch ganz entspannt zwei Mafia-Clans, weil er den Chef des einen ermordet und den des anderen im Keller eines Kindergartens eingekerkert hat. Warum nur kann Björn das alles nicht genießen? Warum verliert er ständig die Beherrschung? Hat er das Morden einfach satt? Ganz so einfach ist es nicht. Sein Therapeut Joschka Breitner bringt ihn endlich auf die richtige Spur: Es liegt an Björns innerem Kind!

Cover:

Das Cover ähnelt dem Cover des ersten Bandes sehr. Da das gleiche Motiv verwendet wird, nur nimmt in diesem Band der Titel einiges mehr an Fläche ein. Durch die Verwendung des selben Motiven auf dem Cover, hat es auf jeden Fall einen Wiedererkennungseffekt.

Meinung:

Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Und es geht auch gleich in diesem zweiten Band spannend weiter. Nachdem der erste band ja schon mit einem kleinen Cliffhanger endete, so wurde dieser zu Beginn hier wieder aufgegriffen und es kommt sofort einiges an weiterer Spannung hinzu.

Denn eigentlich hatten Björn und Sascha beschlossen, dass Schluss sei mit dem Morden, doch dann kommt ein unvorhersehbarer Unfall beim Urlaub auf der Alm dazwischen und Björn sucht erneut Joschka Breitner auf.

Nachdem es im ersten Band um Achtsamkeit ging, geht es nun um das innere Kind bzw. das innere Wunschkind und dies stellt sich als gar nicht so einfach heraus.

Auch hier gibt es zu Beginn eines jeden Kapitels ein kurzes Zitat welches sich um das innere Wunschkind handelt und auch hier kann man wieder so einiges Lernen und wird das ein oder andere mal auch sehr zum Nachdenken angeregt.

Jedoch braucht ich hier etwas mehr um so richtig hineinzufinden. Die Achtsamkeitsregeln und auch das neue dahinter, hat mich im ersten Band doch etwas mehr gefesselt. Auch wenn ich die Idee mit dem inneren Kind sehr gut fand, so habe ich hier doch etwas mehr gebraucht.

Die Erzählweise ist wieder einmalig toll und sehr gelungen. Die Einbindung der Zitate, die Auseinandersetzung mit seiner inneren kindlichen Stimme und die ein oder andere Diskussion mit den Nebencharakteren sorgt hier für allerhand humorvolle Unterhaltung, die aber auch z.T. nachdenklich stimmt und kontrovers anmutet. Auch die Aussagen und Diskussionen zu den Worten kindlich oder kindisch, fand ich sehr interessant und haben zu einigen Überlegungen geführt.

Auch der Verlauf hat mir hier wieder sehr gut gefallen. Ich wurde sehr gut unterhalten und die Mischung aus Humor, Roman und Krimi-Elementen wurde auch hier wieder sehr gut getroffen.

Alles in allem eine sehr gut gelungene Fortsetzung. Da mir jedoch der erste Band noch eine Spur besser gefallen hat, würde ich hier 4,5 Sterne verteilen und runde dis aber gern auf 5 Sterne auf (da es auf vielen Portalen keine halben Sterne gibt).

Fazit:

Gelungene Fortsetzung und Mischung aus Humor, Roman und Krimi-Elementen, sowie kleinen Weisheiten zum Inneren Kind.

Rinaldo


DIE MÖRDERISCHE FORTSETZUNG

unter Anwendung von Lehrsätzen der Achtsamkeitsphilosophie, diesmal in Verbindung mit der These eines jedem Menschen innewohnenden "inneren Kindes", ist wieder absolut ungewöhnlich, interessant, spannend bis zuletzt, sehr angenehm und, mit einer einzigen Ausnahme, sehr sympathisch zu lesen:
Die durchaus verzichtbare, zweideutig-eindeutige, parallele "Phantasiegeschichte des inneren Kindes", gegen Ende des Romans, in welcher der Autor nicht enden wollend erzählt, wie er, unter anderem, seine bis zur Besinnungslosigkeit geschüttelte, prall mit Flüssigkeit gefüllte Dose entlud, was ihm durchaus gegönnt gewesen sei, sollte wohl besonders lustig sein. Wem es nicht gefällt, der könnte die drei Seiten ohne weiteres entfernen, der Handlung des Romans würde es nicht schaden. Liebhaber dieses Genres wären bei Houellebecq weit besser aufgehoben.
Es reicht nun auch, denn alle für eine Tötung in Frage kommenden, zwielichtigen Gestalten wurden achtsam ermordet und der Anwalt möge sich wieder seinem Hauptberuf widmen.

KimVi


Schwarzer Humor vom Feinsten!

Rechtsanwalt Björn Diemel ist zurück. Die Prinzipien der Achtsamkeit, an die er von seinem Therapeuten Joschka Breitner herangeführt wurde, hat er nicht nur verinnerlicht, sondern mittlerweile so umgesetzt, dass seine Work-Life-Balance ausgeglichener ist. Er hat seinen stressigen Job gekündigt, sich selbständig gemacht und führt in aller Achtsamkeit zwei verfeindete Mafia-Clans, da er den einen Boss ermordet und den anderen im Keller eingesperrt hat. Mit der erlernten und umgesetzten Achtsamkeit, sollte Björn nun in der Lage sein, sein Leben zu genießen und auftretende Probleme elegant zu lösen. Doch manchmal ist das nicht so einfach, denn Björn verliert oft die Beherrschung und damit die Kontrolle über seine Aktionen. Morden ist für ihn allerdings keine Option mehr, denn das hat er schlicht und einfach satt. Um die Ursache seiner unkontrollierbaren Wutausbrüche herauszufinden, sucht Björn erneut Coach Breitner auf und für den ist schnell klar, dass Björns inneres Kind viel zu lange ignoriert und mit Füßen getreten wurde.....



"Das Kind in mir will achtsam morden" ist die Fortsetzung von "Achtsam morden". Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind und im zweiten Band Informationen aus dem ersten Teil eingestreut werden, kann man Björns Annäherung an sein inneres Kind sicher auch dann amüsiert beobachten, wenn man keine Vorkenntnisse hat. Allerdings lohnt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, da man Björns achtsame Verwandlung dann noch weitaus mehr genießen kann und der zweite Teil beinahe nahtlos an den ersten anschließt. 



Der erneute Einstieg gelingt mühelos, denn Björn Diemel führt wieder locker durchs Geschehen. Es ist beinahe so, als ob man ihm direkt gegenüber sitzen und seinen Ausführungen lauschen würde. Björn nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, er plaudert munter vor sich hin. Obwohl er, durch seine nicht gerade gesetzeskonformen Handlungen im Vorgängerband, wahrlich kein Waisenknabe ist, wirkt er durchaus sympathisch, sodass man sich entspannt zurücklehnt und erwartungsvoll ins skurrile Geschehen eintaucht. Björns Ausführungen sind in einzelne Kapitel unterteilt und genau wie im ersten Teil, stimmen Zitate aus dem fiktiven Achtsamkeitsratgeber von Coach Joschka Breitner oder seine Tipps, zum Umgang mit dem inneren Wunschkind, auf die dann folgende Handlung ein. 



Björn muss sich in diesem Band nicht nur mit den Altlasten aus dem ersten Teil, sondern auch mit seinem inneren Kind auseinandersetzen. Dabei kommen einige Probleme auf ihn zu. Doch ganz nach dem Prinzip der Achtsamkeit und den hilfreichen Informationen, die ihm Joschka Breitner zum Umgang mit seinem inneren Kind erteilt, versucht Björn diese schrittweise zu lösen. Obwohl es ihm dabei manchmal irgendwie gelingt, aus einem Problem, gleich viele weitere entstehen zu lassen. Es kommt zu einigen skurrilen Szenen, voll von schwarzem Humor, die man schmunzelnd beobachtet. Dabei hat man ständig im Hinterkopf, dass es eigentlich gar nicht möglich sein kann, dass Björn als vermeintlich unbescholtener und gesetzestreuer Bürger aus dem Ganzen herauskommt. Doch man sollte Björn und sein inneres Kind nicht unterschätzen. 



Auch wenn der erste Teil, zugegebenermaßen, etwas spritziger war, kann man auch die Fortsetzung wieder genießen. Eine Grundvoraussetzung ist allerdings, dass man schwarzen Humor und völlig überspitzte Situationen liebt. Dann steht einem humorvollen Lesevergnügen nichts im Wege. 

gaby2707


Achtsamkeit Teil 2 – einfach genial!

Björn Diemel lebt, nachdem er seinen Job als Anwalt endgültig an den Nagel gehängt hat, immer noch in seinem Haus über seinem eigenen Kindergarten. Mafiaboss Boris sitzt immer noch eingesperrt im Keller unter dem Kindergarten. Leider hat es Björn immer noch nicht geschafft total achtsam zu sein. Und dann kommt da jemand, der den Kopf von Boris will. Wer ist das und warum hat er sich den nicht selbst geholt? Fragen, die er seinem Therapeuten Joschka Breitner nicht stellen kann. Der macht ihn immer mehr mit seinem inneren Kind bekannt, mit dem Björn sich nun auseinandersetzen muss.


„Das Kind in mir will achtsam morden“ schließt übergangslos an den ersten Band „Achtsam morden“, von dem ich total begeistert war, an. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Folgeband. Und ja, es hat sich wirklich gelohnt.
Sehr schnell bin ich wieder in der Geschichte drin und gehe mit Björn auf die Suche nach seinem inneren Kind. Hier erfahre ich viel Privates aus der Kindheit und Jugend des „Kindes“, manches für mich als Mutter so schockierend, dass sich manche Handlungen Björn´s heute von selbst erklären.
Die Erklärungen des Therapeuten Joschka Breitner finde ich sehr gut und nachvollziehbar und kann sogar das ein oder andere für mich selbst mitnehmen.

Auch in diesem zweiten Band spielt der Autor wieder seinen eigenwilligen, manchmal sehr schwarzen Humor aus. An einigen Stellen habe ich herzhaft lachen müssen, so skurril sind die Szenen. Mein Kopfkino kam kaum hinterher, so schnell wechseln die Handlungen und es ist gar nicht so einfach, achtsam zu sein. Das innere Kind ist sehr kreativ und ich musste immer wieder schmunzeln, auf welche witzigen Lösungen es immer wieder kommt. Die Dialoge, die der große Björn mit dem inneren Björn führt, finde ich einfach nur klasse.

Wie schon im ersten Band sind auch hier die neuen Figuren sehr detailliert und gut vorstellbar ausgearbeitet. Hier setzt der Autor seiner Fantasie keine Grenzen, lässt z.B. einen ehemaligen Kunsthistoriker zum Mafiamitglied werden und zwei Tote kunstvoll an einem Tisch arrangieren oder mit dem E-Roller fahren.

Schön finde ich auch diesmal wieder die Zitate von Joschka Breitner vor jedem neuen Kapitel. „Die Kreativität ihres inneren Kindes mag verstörend wirken. Das war die Erfindung des Rades allerdings auch“. Zitat S. 289.
Die meist kurzen Kapitel, dazu die intelligente, humorige Schreibweise von Karsten Dusse machen die Geschichte sehr schnell und ich musste mich zügeln, das Buch nicht in einem Rutsch durchzulesen.

Eine mit schwarzem Humor und vielen Emotionen gespickte Geschichte, aus der ich einiges für mein inneres Kind mitgenommen habe.
Für mich waren diese Lesestunden ein absoluter Genuss.