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Rezensionen

Ruhet in Friedberg
 

Bellis-Perennis


Ein ungewöhnlicher Krimi

Rudolf Ruschel sucht sich für sein Krimi-Debüt die kleine Stadtgemeinde Friedberg, die am südlichen Abhang des Wechselgebirges im Dreibundesländereck Niederösterreich, Steiermark und Burgenland liegt, aus. Hier leben rund 2.700 Menschen. Viele müssen auspendeln, um Arbeit oder Freizeitaktivitäten zu finden. Die, die im Ort bleiben, finden sich häufig in den Gaststätten auf ein oder mehrere Gläser Bier oder Wein ein.

Zentrum dieses Krimis ist der Rebhansel-Wirt, der in seiner „Bier-Allee“ sich vorrangig für die Flüssignahrung seiner Klientel sorgt. Um das geistliche Wohl kümmert sich Pfarrer Geri und Bestatter Macho widmet sich gemeinsam mit seinen Aushilfen Fipsi und Andi um die Verblichenen und ihre letzte Ruhestätte.
Und es ist auch ein Begräbnis, das Auslöser für eine beispiellose Serie am Verschwinden mehrerer Personen ist. Denn als ein Bekannter zu Grabe getragen wird, kommt Andi der Sarg doppelt so schwer vor als üblich, zumal der Verstorben aufgrund einer Krebserkrankung nur mehr Haut und Knochen gewesen soll. Andi und sein bester Freund Fipsi beginnen zu stöbern und dann läuft plötzlich alles aus dem Ruder. Nur ganz wenige Bewohner von Friedberg werden unbeschadet aus dem Schlamassel herauskommen.


Meine Meinung:

Grundsätzlich ist der Krimi leicht zu lesen. Für manche Leser wird der doch sehr schwarze Humor eigenwillig und gewöhnungsbedürftig sein. Nichts ist wie in einem „normalen“ Krimi.

Die Charaktere sind alle ziemlich skurril - allen voran natürlich Andi und Fipsi. Manche Figuren gleichen Karikaturen und kaum ein Klischee wird ausgelassen. So tauchen ein schwuler Pfarrer, eine albanische Schönheit, die von ihrer Mutter ängstlich unter einem Hijab verborgen wird (zu Recht wie man lesen wird) sowie Mitglieder der serbischen Mafia und jede Menge Leichen auf.

Viele Zufälle, clowneske Handlungen und skurrile Dialoge geben dem Krimi das Attribut „Räuberpistole“. Der Leser kann nur wenig Ernst nehmen, doch ein Cosy-Krimi liegt hier nicht vor.

Fazit:

Ein ungewöhnliches Krimi-Debüt, das von mir 4 Sterne erhält.

rewareni


Keine Ruhe in Friedberg

Welch furchtbare Dinge in dem kleinen Provinznest Friedberg Ende der 90 er Jahre in Österreich passieren, hätte wohl niemand gedacht. Die bei der Bestattung als Aushilfen tätigen Freunde Andi und Fipsi, erleben sprichwörtlich die Hölle auf Erden, als sie sich plötzlich mit Leichen, die nicht ganz freiwillig bei ihnen gelandet sind, herum schlagen müssen und auch ihr Vorarbeiter Macho sich mit finsteren Gestalten abgibt. Schneller als gedacht werden alle mit menschlichen Abgründen konfrontiert, wo keiner mehr weiß, ob er dem anderen noch vertrauen kann, denn plötzlich scheint jeder etwas zu verbergen zu haben.
,,Ruhet in Friedberg“ von Rudolf Ruschel ist ein Kriminalroman der besonderen Art. Dass ein Krimi humorvoll sein kann, ist im Grunde nichts ungewöhnliches, aber hier muss man sich auf einen Roman gefasst machen, wo man entweder von Beginn weg begeistert oder geschockt ist. Angefangen mit der Sprache, wo immer wieder der österreichische Dialekt hervorkommt, der durchaus auch einmal derb sein kann, wo man sich aber als Einheimischer die Szenen dabei bildhaft vorstellen kann, wenn in einer feuchtfröhlichen Runde über Gott und die Welt philosophiert wird, wenn dabei Vorurteile am laufenden Band die Gemüter erhitzen. Der Autor war dabei sehr mutig und hat seinen Lesern dabei einiges abverlangt. Er scheut sich dabei nicht viele Themen brutal ehrlich aufzugreifen und lässt seine Protagonisten über Schwule, Huren und sonstige Feindbilder der Gesellschaft herziehen. Dass dabei nicht immer der feine Ton getroffen wird ist klar, aber gerade das macht den Roman interessant, weil er dabei den Menschen einen Spiegel vorhält und das erzählt, was man immer wieder in Zeitungen liest oder von den Menschen auf der Straße zu hören bekommt, wenn sie ein Hassobjekt gefunden haben. Gleich zu Beginn bekommt man im Klappeneinband die wichtigsten Personen mit ihren Eigenheiten beschrieben. Dabei merkt man schon, dass man den Roman nicht ganz ernst nehmen sollte. Die Figuren sind herrlich verschroben und man muss immer wieder schmunzeln oder den Kopf schütteln, ob ihrer Einfälle. Die Geschichte ist so abgedreht, dass sie schon wieder spannend ist. Der Humor ist sicher nicht jedermanns Sache, weil dieser nicht nur zynisch, rabenschwarz sondern auch manchmal hart an der Schmerzgrenze ist. Ebenso findet man sich immer wieder einmal in brutalen Szenen wieder, wo einem kurz die Luft wegbleibt. Der Autor schafft es aber seine Geschichte so rasend schnell, spannend und witzig zu erzählen, dass man einfach weiterlesen muss. Seine originellen Einfälle dabei scheinen grenzenlos zu sein und ich kann garantieren, dass niemand mit diesem Ende rechnen würde. Wer also mutig ist und sich nach ,,Friedberg“ traut, der wird sicher gut unterhalten werden.

Bibliomarie


Ruhe unruhig

Friedberg ist ein Dörfchen in der tiefsten österreichischen Provinz, alles geht sehr gemächlich seinen Gang. Lediglich beim örtlichen Bestatter scheint es ganz lebhaft zu sein. Das liegt nicht an den beiden Jugendfreunden Andi und Fipsi, die als Aushilfen eine eher ruhige Kugel schieben. Allerdings bleibt, trotz exzessivem Alkoholgenuss, bei einer Beerdigung ein ungutes Gefühl zurück. Kann denn der arme Verstorbene nach langer, zehrender Krankheit wirklich noch gut 150 Kg wiegen? Betreiben die Kollegen Hubsi und Gustl ein Nebengeschäft?

Eins vorweg: dem Autor ist nichts heilig und auf politische Korrektheit pfeift er. Das dürfte zwar dem einen oder anderen Leser vielleicht ein wenig zu heftig sein, aber wer schwarzen – nein rabenschwarzen – Humor mag, liegt mit „Ruhet in Friedberg“ richtig.

Aber nicht nur mit österreichischen Schmäh, witzigen Einfällen und Sarkasmus punktet das Buch, der Krimi dahinter ist spannend und verzwickt. Der Autor lässt seine Leser ganz schön lange zappeln und verblüfft dann mit einem wirklich überraschenden Schluss.

Mir hat die Geschichte, die in den letzten 1990iger Jahren auf dem Land angesiedelt ist, sehr gut gefallen und ich habe mich wirklich von der ersten Seite an besten unterhalten, der schnodderige Sprachstil gefiel mir ausgezeichnet und die ungewöhnlichen Figuren sind gelungen.

Wer das Buch aufschlägt, sollte auch unbedingt die Innenseite der Klappenbroschur anschauen, da werden die Protagonisten schon in wenigen Sätzen prägnant vorgestellt.