Buchhandlung Liezen

Rezensionen

Ich bleibe hier
 

Mr. HEYN Helmut Zechner


Absolute Pflichtlektüre!

Balzano hat mich verzaubert. "Ich bleibe hier" ist für mich bis dato das beste Buch des Jahres. Und das Buch hat in meiner ewigen persönlichen Lieblingsbuchliste einen Platz ganz oben ergattert.
Grossartig geschrieben, dicht, poetisch, spannend und historisch hochinteressant schildert Balzano auf 288 Seiten eine Geschichte, die im eigenen Kopf auf mindestens 700 grossartige Seiten anwächst. Absolute Pflichtlektüre!

Teresa




Aloisia Prenninger




Jetzt hat uns der vorherige Balzano schon so gefallen und der Neue ist fast noch besser!

Jeder kennt wohl das berühmte Bild des aus dem See ragenden Kirchturms.
Marco Balzano macht aus diesem Bild eine Geschichte, wunderschön erzählt, die uns alle ungemein beeindruckt, gerührt hat.

Südtirol in den 1930er, 1940er Jahren: Nach Deutschland auswandern, die Heimat verlassen? Hitler oder Mussolini? Dazu noch ein Staudammprojekt, das das ganze Tal bedroht.

Aufsässige, Linientreue, Verirrte finden und suchen ihre Wege…
Ebenso wie in seinem ersten Buch erzählt Marco Balzano mit großem Geschick eine Geschichte großer Emotionen, die manchen garantiert zu Tränen rühren wird.

SOOOO SCHÖN!!!

Auch als eBook lieferbar.

skiaddict7


Unglaublich gut und tiefgründig

"Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alten Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammeltem. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben."

Trina wächst in Graun in Südtirol auf. Dort sind ihre Wurzeln, ihre Familie; dort heiratet sie Erich und bekommt zwei Kinder. Immer wieder wird sie vor die Entscheidung gestellt: will sie gehen oder bleiben? Nach dem ersten Weltkrieg gehört Südtirol zu Italien und wird nach und nach "Italianisiert", die deutsche Sprache wird verboten, die Menschen sind gezwungen Italienisch zu lernen oder auszuwandern. Trina, die vor kurzem die Lehrerausbildung abgeschlossen hat, darf nicht unterrichten. Sie lernt Italienisch und beschließt, die Kinder des Dorfes heimlich auf Deutsch zu unterrichten - ein gefährliches Unterfangen. Immer wieder wird von einem geplanten Staudamm in Reschen und Graun gesprochen. Mit dem zweiten Weltkrieg kommt nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich erneut eine Entscheidung: soll man ins Hitler Deutschland auswandern? Trina und Erich entscheiden sich dagegen. Im Krieg flüchten sie in die Berge und überleben nur knapp. Nach dem Krieg folgt der bittere Kampf der Dorfbewohner gegen den Staudamm - vergeblich.

Dieser Roman wird mich noch lange verfolgen. Ursprünglich erschien er unter dem Namen "Resto qui" und wurde von Maja Pflug ins Deutsche übersetzt. Marco Balzano versteht was vom Schreiben. Seine Sprache ist wunderbar unaufgeregt und doch poetisch. Mir gefällt die kluge und kämpferische Protagonistin Trina und die geschichtlichen Aspekte. Ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und wollte nicht mehr hochkommen. Ein wahnsinnig gutes Buch!

Doris Dim-Knoglinger


Ich bleibe hier

Viele kennen den Reschensee mit seinem standhaften Kirchturm. Die wechselvolle Geschichte der Menschen dieses Tals ist nur wenig bekannt und wird vom italienischen Autor Marco Balzano auf besonders berührende Weise erzählt.
Trina bleibt entgegen aller Widrigkeiten ihrer Heimat treu und riskiert dafür sogar ihr Leben, unterrichtet heimlich deutsch und versucht bis zuletzt mit den verbliebenen Einwohnern die Flutung des Stausees zu verhindern.
Eine zu Herzen gehende Geschichte aus Südtirol.

Miro


Wer kennt ihn nicht, den berühmten See mit dem Kirchturm in der Mitte!

Jeder kennt den berühmten Reschensee mit seinem Kirchturm im Wasser. In diesem Buch lesen wir von den Menschen, die diesen Ort bewohnten und verzweifelt versuchten ein gutes Leben zu führen.

Marco Bolzano gibt ihnen Gesichter und eine Geschichte, die genau so hätte passieren können: Trina ist in diesem idyllischen Bergdorf aufgewachsen und träumt davon Lehrerin zu werden. Doch nach abgeschlossener Ausbildung übernehmen die Faschisten die Macht in Italien und als deutschsprachige Südtirolerin darf sie nicht unterrichten. Zwischen 1939 und 1943 sollten alle nach Deutschland auswandern. Diejenigen, die bleiben, werden zu Bürgern zweiter Klasse. Ihre Sprache wird verboten.

Beherzt beginnt Trina im Untergrund zu unterrichten, bis ihr Mann Erich für die Italiener an die Front muss und sie sich um den Hof kümmern muss.

Als die Nationalsozialisten Südtirol übernehmen, geht es für die Deutschstämmigen wieder etwas bergauf. Dennoch sind Repressalien zu fürchten, denn immerhin wollten die Dagebliebenen in der ersten Welle nicht heim ins Reich. Trinas Sohn Michael meldet sich freiwillig, aber Erich will auf keinen Fall ein zweites Mal in den Krieg. Es bleibt nur die Flucht.

Überschattet wird das Ganze noch von diesem irrwitzigen Kraftwerksbau. Der größte Staudamm Mitteleuropas soll gebaut werden und der wird Reschen und Graun verschlucken.

Für die Menschen in diesen Bergdörfern ist das Elend auch nach dem Krieg nicht vor bei. Ihre hart umkämpfte Heimat ist immer noch bedroht und was sie auch versuchen, sie finden kaum Unterstützung.

Wie es ausgeht, wissen wir ja alle. Dieses Buch bringt uns dazu, über die Menschen, die in dieser Kirche gebetet haben und in diesen Dörfern geschlafen, gearbeitet und geliebt haben, nachzudenken. Sie hatten es nicht einfach in ihren Leben. Ihre Arbeit war hart, ihre Zeit brutal und dennoch sind ihre Geschichten voller Hoffnung und Lebensmut.

Marco Bolzano hat ein schönes Porträt gezeichnet von dieser widerstandsfähigen Gemeinschaft der Dagebliebenen. Ich habe diese Geschichte sehr gerne gelesen, fand sie ungemein interessant und war stark berührt von der Grausamkeit der Geschichte. Äußerst lesenswert!

Schmiesen


Die Auslöschung der Heimat

"Niemand kann verstehen, was sich unter den Dingen verbirgt. Niemand hat Zeit, stehen zu bleiben und um das zu trauern, was gewesen ist, als wir nicht da waren. Vorwärts gehen, wie Mutter zu sagen pflegte, das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist."

Trina wächst in einem idyllischen Bergdorf in Südtirol auf, nahe der Grenze zu Österreich und der Schweiz. Doch die Zeiten sind hart und werden noch härter, als die Faschisten in Italien die Macht ergreifen und die deutschsprachige Minderheit in Südtirol vor die Wahl gestellt wird: Entweder nach Nazideutschland auswandern, oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Trina entscheidet sich zu bleiben. Und auch Jahre später, als ein Energiekonzern entscheidet, für einen Stausee Dörfer und Felder zu überfluten, bleibt sie - und kämpft für den Erhalt ihrer Heimat.

Balzano hat sich mit Südtirol an eine Problemregion im Herzen Europas herangewagt. Grenzgebiete liefern immer viel Stoff für Geschichte(n), denn die Bevölkerung ist meistens durchmischt oder entspricht nicht der "Standardethnie" der Nation, zu der das Gebiet gehört. Im Falle Südtirols kommt erschwerend hinzu, dass es eigentlich zu Österreich gehörte und zum Zeitpunkt der Geschichte erst seit Kurzem an Italien angegliedert ist, Die Südtiroler sprechen kein Italienisch, die Italiener und v.a. die Faschisten betrachten sie als Bürger zweiter Klasse. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Aber wie hart die Faschisten vorgingen, das war mir nicht bekannt. Deutsch sprechen und unterrichten wurde verboten, von heute auf morgen. Deutschsprachige Lehrerinnen fanden keine Anstellung, deutschsprachige Angestellte und Beamte wurden gefeuert. Es fand eine regelrechte Italianisierung statt. Die Dynamiken und Strömungen in der Bevölkerung schildert Balzano mit viel Einfühlungsvermögen, und er erklärt sehr anschaulich, wie es zu den vielen unterschiedlichen Meinungen und den scheinbar widersprüchlichen Haltungen und Anfeindungen kommen konnte. Er macht klar: Der Faschismus ist ein Krebsgeschwür, das jede intakte Gesellschaft zu zerstören vermag.

Das Leben unter solchen Bedingungen, in einer eh schon abgeschiedenen Bergregion, ist natürlich besonders hart. Doch Trina ist eine wahrhaft starke Heldin. Durch all die schweren Zeiten bewegt sie sich mit erstaunlicher Gelassenheit, und das Einzige, das ihr wirklich etwas anhaben kann, ist das urplötzliche Verschwinden ihrer Tochter. Dieses bedingt auch die ungewöhnliche Erzählform des Romans: Trina schreibt eine Art langen Brief an ihre Tochter Marica, die sie immer wieder mit "Du" anspricht. Das verleiht der Geschichte eine tiefere Ebene, die man schnell übersehen kann.

Gleichzeitig ermöglicht diese Art des Erzählens Trina eine relativ starke Distanzierung von den Geschehnissen. Zwar ist der Roman durchaus berührend, aber nie herzduselig oder -schmerzig. Obwohl so viel Tragisches passiert, lässt Trina die Leserin nie allein mit der Verwirrung und den Schmerzen, sondern nimmt sie behutsam an die Hand und führt sie durch diese harten Lebensabschnitte.

Am Ende steht dann natürlich noch der Bau des Staudamms, der das Dorf schon seit Erzählbeginn bedroht wie ein Damoklesschwert. Hier gelingt es dem Autor sehr gut, die Ignoranz und blinde Gottesfürchtigkeit (und die damit verknüpfte Handlungsunfähigkeit) darzustellen, mit der die Bewohner dem Bauunternehmen begegnen (verkörpert durch den Mann mit Hut). Der Schmerz von Trinas Ehemann Erich wird erlebbar, und nach und nach bekommt man ein Gefühl dafür, was es bedeutet, wenn die eigene Heimat überflutet wird - es ist nicht einfach nur ein Abriss, nicht einfach nur ein Wegzug, es ist die endgültige materielle Auslöschung der eigenen Vergangenheit. Dennoch gelingt es Bolzano im letzten Abschnitt des Buches nicht vollständig, mich abzuholen, da die Geschehnisse fast wie im Zeitraffer erzählt werden, während z.B. die Flucht vor den Deutschen äußerst ausführlich geschildert wird. Aber vielleicht kennzeichnet ja gerade das den furchtbaren Verlust, den Trina und Erich erleiden: Dass Trina kaum darüber schreiben kann, dass sie es schnell hinter sich bringen will.

Balzano gelingt es in seinem neuesten Buch, auf großartige Weise historische Fakten mit einer fiktiven, aber dennoch authentischen Individualgeschichte zu verknüpfen. Genauso könnte es gewesen sein in Graun, dessen Name schon für sich spricht, egal wie idyllisch die Landschaft auch sein mag.

Brigitte Thaler


Ich bleibe hier

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Geschichte hinter dem Kirchtum im Reschensee nicht wirklich kannte. Dank dieses wirklich interessanten Romans von Marco Balzano hab ich Einblick bekommen in dieses dunkle Kapitel von Südtirols Vergangenheit: Als die Bewohner von Graun einfach zwangsumgesiedelt werden, ohne Entschädigung und machtlos gegenüber dem Verlust ihres Heimatdorfes.

Vor allem erzählt dieser Roman von Trina, die in Graun aufgewachsen und den Bauern Erich heiratet. Unterrichten darf sie aber nur heimlich, denn die deutsche Sprache wurde von den Faschisten verboten. Ihre Tochter Marica entscheidet sich für die Option und verlässt heimlich die Heimat Richtung Deutschland. Ihr Sohn Michael meldet sich im 2. Weltkrieg freiwillig zum Einsatz. Nach zwei Jahren kehrt Erich nach der Zwangsrekrutierung verwundet zurück und begibt sich mit seiner Frau auf die Flucht in die Wälder, um dem neuerlichen Kriegsdienst zu entgehen.

Jahrzehntelang wird der Bau des Staudammes vorbereitet, dann unterbrochen - aber trotz aller Bemühungen Erichs fortgesetzt. Und so wird im Sommer vor 70 Jahren ein Dorf einfach geflutet ...

Der Autor verbindet geschickt historische Details mit der Lebensgeschichte der Einheimischen!

Glücksklee


Konnte mich leider nicht 100% fesseln

„Ich bleibe hier“ ist ein Roman des italienischen Autors Marco Balzano und befasst sich mit den Ereignissen in einem Dorf in Südtirol, während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Handlung selbst ist dabei in drei Abschnitte unterteilt und wird zwar in Form eines zusammenhängenden Erzählstranges erzählt, ist aber eigentlich ein sehr, sehr langer Monolog oder Brief an die Tochter der Erzählerin.
Dabei besteht mir der Roman persönlich aus zu vielen Beschreibungen vom Gefühlsleben von Trina (der Erzählerin). Es ist nicht so, als wären die Emotionen nicht thematisiert worden, nur wurden sie eher beschrieben als durch die Handlungen der Charaktere wirklich gezeigt. Die Geschichte selbst ist traurig und bedrückend, denn im Kern geht es um die Auswirkungen des Faschismus und des Nationalsozialismus auf das Leben der Menschen in Trinas Heimatdorf und der Umgebung.
Das Buch las sich sehr schnell, aber für mich waren die historischen Hintergrundfakten interessanter als die tatsächlichen Charaktere, die der Autor entworfen hat.
Leider war die Geschichte nicht so fesselnd wie erhofft, die Charaktere zum Teil sehr oberflächlich und in Form von Stereotypen entworfen, die eher eindimensional daherkamen. Irgendwie hatte ich eine andere Erwartung an die Geschichte und war von der tatsächlichen Umsetzung dann enttäuscht. Trotzdem komme ich insgesamt noch auf 3 Sterne.

Jennifer


Ich bleibe hier

Marco Balzano's Roman "Ich bleibe hier" – im italienischen Original "Resto Qui" – ist eine berührende, schwermütige Erzählung in drei Teilen zur kleinen Südtiroler Gemeinde Graun und deren Existenz zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, zwischen zwei Optionen ohne echte Entscheidungsmacht. Atmosphärisch und realistisch berichtet der Roman von der Armut während der Kriegszeit, der steten Angst vor Razzien und Angriffen von beiden Kriegsseiten, dem verzweifelten Dasein der Deserteure zwischen frostigen Berggipfeln und den zermürbenden Jahren der Ungewissheit in Graun vor seiner Flutung im Jahr 1950. Gefühlvoll, auf den Boden der Tatsachen bringend, mit bloßen Fakten ergreifend. Eine große Empfehlung für alle historisch Interessierten, für Menschen aus Tirol, Südtirol und darüber hinaus und vor allem für alle Selfie-Knipser vom Reschensee. Denn aus den Wellen des Sees ragt keine Attraktion, sondern ein Mahnmal der politischen Willkür, industriellen Unmenschlichkeit und geschichtlichen Grausamkeit.